Chancen in der Krise

Warum Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf neue Technologien setzten sollten

Die Industrie ist in der Krise. Führende Industrieverbände wie BDI, VDMA und ZVEI sehen die Lage in Deutschland als besonders besorgniserregend an. Hinzu kommen jüngste geopolitische Veränderungen, die Industrien weltweit unter Druck setzen. Trotzdem sollten Unternehmen nicht in eine Schockstarre verfallen. Spätestens jetzt gilt es, auf smarte Technologien wie KI zu setzen.

„Wenn die Rahmenbedingungen für Unternehmen nicht stimmen, kann es schnell existenzbedrohend werden“, so unser Kollege Stefan Hitz, Prokurist und Abteilungsleiter Prozessindustrie. Wir erleben derzeit eine der größten wirtschaftlichen Krisen seit Jahrzehnten. „Dennoch ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren“, ergänzt sein Kollege Daniel Magin, der unsere Abteilung Softwareentwicklung leitet. Er rät dazu, sich zunächst ein realistisches Bild der Lage zu machen, um dann eigene Prozesse zu hinterfragen und nach Auswegen zu suchen.

„Und die gibt es durchaus“, sagt Stefan Hitz. Der Sales-Ingenieur für Automatisierungslösungen sieht zahlreiche Chancen für Unternehmen, ganz gleich in welcher Branche sie tätig sind. Im Kern geht es immer um die Frage, was zu tun ist, um im Wettbewerb mithalten zu können und die eigene Resilienz zu stärken. Gerade jetzt ist es wichtig, aktiv zu werden. Der Unterschied zu früheren wirtschaftlich unruhigen Zeiten ist jedoch, dass es heute weitreichende, alles verändernde Technologiesprünge gibt. Von künstlicher Intelligenz, Machine Learning, Edge-Computing bis zur Energietransformation. „Diese Bandbreite und die unzähligen Anwendungsgebiete überfordern viele Unternehmerinnen und Unternehmer“, weiß unser Kollege. „Deshalb ist vielfach eine eher abwartende Haltung zu spüren.“

Wie, wann und wo anfangen?

Wichtig ist zunächst die Entwicklung einer zukunftsfähigen Strategie. Wir begleiten unsere Kund:innen dabei, bieten Workshops und Vor-Ort-Checks, schauen uns alles ganz genau an, um Optimierungspotenzial zu identifizieren. Es gibt zahlreiche Einflussfaktoren, die Unternehmen in ihrer Tätigkeit behindern: hohe Energiekosten, steigende Unternehmenssteuern, überbordende Bürokratie und ein akuter Fachkräftemangel. Gleichzeitig bedrohen Cyberangriffe die Sicherheit von Produktionsanlagen, und geopolitische Spannungen – zuletzt durch neue US-Zölle – erschweren die internationalen Handelsbeziehungen. „Dagegen kann man etwas tun. Und zwar mit neuen, intelligenten Technologien“, sagt Hitz.

Mit smarter Technologie Wettbewerbsvorteile sichern

KI ist in aller Munde. Tools wie ChatGPT, Copilot, Meta AI etc. werden vielfach eingesetzt. Im privaten Bereich ebenso wie in den verschiedensten Abteilungen von Unternehmen. Ebenso in der Automatisierung. „Wir nutzen künstliche Intelligenz bereits seit mehreren Jahren, integrieren entsprechende Features in unsere Lösungen“, so Daniel Magin. Beispielsweise in der Getränkeindustrie. Hier setzen wir auf Machine Learning und entwickeln damit hocheffiziente Erkennungs- und Sortiersysteme für die Leergutlogistik. Auch in zahlreichen Modulen des SCHULZ productionstar® kommt KI zum Einsatz. „Wertvolle Erfahrungen, die uns helfen, diese Technologien mehr und mehr in unsere Lösungen zur Prozessoptimierung zu integrieren.“ Derzeit arbeiten unsere Softwarespezialisten bereits an der nächsten Stufe. Bald lässt sich KI auch über LLM-Sprachmodelle (Large Language Model) für die Automatisierung nutzen.

Valide Daten sind das Fundament jeder KI

Grundlage für künstliche Intelligenz sind allerdings die richtigen Daten. Nur wenn diese vollständig, korrekt und konsistent sind, kann eine KI sinnvoll lernen und verlässliche Handlungsempfehlungen treffen. „KI ist nur so schlau wie die Daten, die wir ihr geben“, bringt es Daniel Magin auf den Punkt. Schlechte Datenqualität führt zu fehlerhaften Ergebnissen – und macht selbst die beste KI wertlos. Deshalb gilt: Daten frühzeitig und systematisch sammeln – auch wenn noch unklar ist, welche Fragen sich später ergeben. „Und auch in Sachen Sicherheit brauchen sich unsere Kund:innen keine Sorgen machen. In unseren Systemen werden die Daten absolut sicher gespeichert, eine perfekte Grundlage, um eigene Daten gekonnt zu nutzen“, so der IT-Fachmann.

„Mit kluger Förderung raus aus der Kostenfalle.“

Stefan Hitz

Prokurist und Abteilungsleiter
Prozessindustrie

Herr Hitz, Sie haben kürzlich ein Retrofit-Projekt in der Prozessautomation begleitet. Was war der Anlass für die Modernisierung?

Der Betreiber kämpfte mit hohen Energiekosten und einer alternden Steuerungstechnik. Gleichzeitig fehlten Daten, um den Energieeinsatz gezielt zu steuern. In der aktuellen Wirtschaftslage ist das natürlich ein doppeltes Risiko. Daher ist es wichtig, nicht nur die Technik zu modernisieren, sondern auch die wirtschaftliche Belastung durch gezielte Fördermittel zu senken – und das ist uns gelungen.

Das klingt nach einem doppelten Hebel: technische und finanzielle Optimierung. Wie genau helfen Sie bei der Förderung?

Die meisten Unternehmen wissen zwar, dass es zahlreiche Förderprogramme gibt, scheuen aber den bürokratischen Aufwand. Genau hier setzen wir an: Gemeinsam mit unserem Partner fidelus Consulting – einem Spezialisten für Fördermittelberatung – begleiten wir unsere Kund:innen von der Programmauswahl über die technische Projektbeschreibung bis hin zur Antragstellung. Das Besondere: Die Beratung erfolgt erfolgsabhängig, das heißt, es entstehen nur dann Kosten, wenn auch tatsächlich Fördermittel fließen. Bei unserem Projekt konnten so rund 40 % der Investitionskosten bezuschusst werden – das hat die Entscheidung für die Modernisierung deutlich erleichtert.

Welche konkreten Verbesserungen wurden durch das Retrofit erreicht?

Wir haben die Prozesse automatisiert, Energieflüsse sichtbar gemacht und gezielt optimiert. Dadurch konnten Lastspitzen reduziert und der Energieverbrauch gesenkt werden. Gleichzeitig stieg die Verfügbarkeit der Anlage, Stillstände wurden minimiert – und das alles bei laufender Produktion. Besonders stolz sind wir auf das einfache Bedienkonzept, das auch den Fachkräftemangel abfedert.

Was raten Sie Unternehmen, die aktuell zögern zu investieren?

Gerade in der Krise ist der richtige Zeitpunkt, um die Weichen neu zu stellen. Wer jetzt in smarte Technologien investiert und Fördermittel clever nutzt, kann gestärkt aus der Situation hervorgehen. Es muss nicht immer die ganz große Lösung sein – schon mit gezielten Maßnahmen lässt sich viel bewirken. Wichtig ist: anpacken statt abwarten.

Vor-Ort-Check der intralogistischen Prozesse: Unsere Kollegen Michael Ripke und Adnan Benzer (v. l.) schauen sich alles ganz genau an, um Optimierungspotenziale zu identifizieren. Oft sind nur kleine Anpassungen erforderlich, um die Effizienz deutlich zu verbessern.

Energieeffizienz & Energiemanagement

Eine der größten Herausforderungen für Unternehmen sind hohe Energiekosten. Effiziente, nachhaltige Energiekonzepte gehören deshalb zwingend zur Überlebensstrategie. Hier hilft unser Energiemanagementsystem. Es erfasst, wieviel Energie wann, wo und durch was verbraucht, produziert bzw. zugekauft werden muss. Damit kann nicht nur der energetische Autarkiegrad eines Unternehmens berechnet und belegt werden, sondern auch der ökologische Fußabdruck eines einzelnen Endprodukts oder Auffälligkeiten des Verbrauchs während der Produktion. Anlagendefekte oder nötige Wartungen werden so frühzeitig erkannt.

Cybersicherheit rückt in den Fokus

Nie war das Risiko von Cyberattacken für Unternehmen so hoch wie heute. Mit der EU-Richtlinie NIS 2 steigen die Anforderungen an die Cyber Security – auch in der Industrie. Gerade in unsicheren Zeiten, in denen Ausfälle schnell zu Lieferengpässen oder Produktionsstillständen führen können, ist der Schutz digitaler Systeme besonders wichtig. Eine stabile und sichere Architektur der Prozessleittechnik sorgt dafür, dass Anlagen verlässlich laufen und Angriffe frühzeitig erkannt werden. „Höchste Sicherheit erzielen wir mit Read-Only-Betriebssystemen, die Veränderungen am System verhindern“, verdeutlicht der IT-Experte. „Außerdem realisieren wir sichere, verschlüsselte Kommunikationswege zwischen verschiedenen Systemen.“

Cyberresilienz in der Industrie

Viele Unternehmen müssen sich auf die neuen Anforderungen einstellen und in Cybersicherheit investieren. Wer hier nicht vorbereitet ist, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern auch Produktionsausfälle, Reputationsschäden und Haftung.

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Den Fachkräftemangel ausgleichen


Eine weitere große Herausforderung für die Wirtschaft ist der Fachkräftemangel. Auch hier kann KI helfen und den Mangel an qualifiziertem Personal durch Automatisierung und intelligente Assistenzsysteme ausgleichen. Beispielsweise übernehmen smarte Technologien standardisierte Aufgaben, wodurch Fachkräfte entlastet werden und ihre Kapazitäten für andere Tätigkeiten genutzt werden können. Zudem kann KI den Verlust von Domänenwissen, der oft mit dem Ausscheiden erfahrener Mitarbeiter:innen einhergeht, ausgleichen. KI-Systeme sind in der Lage, komplexes Wissen zu speichern, zu verarbeiten und bei Bedarf bereitzustellen, wodurch wertvolle Expertise nicht verloren geht.

Fazit

Gerade in unsicheren Zeiten kann eine Investition in innovative, smarte Technologien lohnend sein. „Viele Unternehmen unterschätzen das Potenzial intelligenter Systeme“, so die Erfahrung von Stefan Hitz. „Nur wer heute die richtigen Weichen stellt, kann morgen effizienter, nachhaltiger und vor allem profitabler arbeiten und eine Krise nicht nur bewältigen, sondern gestärkt daraus hervorgehen.“

Dabei muss es nicht immer eine Komplettautomatisierung bzw. „alles neu“ sein. Auch bei einer einfachen Migration werden neueste, smarte Technologien zum Standard. „Und ein modulares Konzept ermöglicht die schrittweise Automatisierung. Dabei wählen wir zunächst die Bereiche aus, die für unsere Kund:innen den schnellsten und größten Return on Investment haben.“

Wer jetzt in smarte Technologien investiert und Fördermittel clever nutzt, kann gestärkt aus der Krise hervorgehen. Dabei muss es nicht immer die ganz große Lösung sein – schon mit gezielten Maßnahmen lässt sich viel bewirken.

Stefan Hitz, Prokurist und Abteilungsleiter Prozessindustrie bei SCHULZ Systemtechnik

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